Viperngeburten

Nach mehreren Monaten der Trächtigkeit bringen die Aspisvipern (Vipera aspis) jeweils im Spätsommer oder Herbst ihre Jungen zur Welt. Witterungsbedingt und je nach Höhenlage kam es 2017 bereits Anfang August zu ersten Geburten; rund sechs Wochen früher als in durchschnittlichen Jahren. Während der über vier Jahrzehnte, die ich mich bereits mit der Aspisviper befasse, konnte ich noch nie so viele trächtige Vipern beobachten wie 2017. Da Viperngeburten hauptsächlich bei Neumond stattfinden, hoffte ich beim Besuch mehrerer Vipernhabitate während des Wochenendes vom 19./20. August wieder einmal Zeuge einer Viperngeburt zu werden.

 

Am Samstagnachmittag (19.8.17) war ich zusammen mit einem Kollegen in einem Vipernhabitat in den Alpen unterwegs. An einer Stelle, wo sich oft mehrere trächtige Alpenvipern (Vipera a. "atra") sonnen, hatten wir Glück und waren zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Auf wenigen Quadratmetern fanden wir fünf hochträchtige Vipern. Ein schön gezeichnetes Weibchen gebar vor unseren Augen zwei Jungtiere. Weitere, kurz zuvor geborene Viperchen, die sich bereits gehäutet hatten, sonnten sich auf demselben Steinhaufen wie das Muttertier oder krochen uns um die Füsse.

Am Sonntag (20.8.17) war ich in einem Habitat im Jura unterwegs und fand drei trächtige Aspisvipern (Vipera a. aspis). Die Schlangen sonnten sich am Morgen vor ihren Schlupfwinkeln. Sie verhielten sich ruhig und nichts wies auf eine baldige Geburt hin (kurz vor der Geburt kriechen Vipern oft ruhelos umher). Somit suchte ich weiter und kehrte am frühen Nachmittag zu der Stelle zurück, wo ich am Morgen die ersten beiden Weibchen gesehen hatte. Diesmal hatte ich weniger Glück als am Samstag, hatten doch beide Vipern zwischenzeitlich ihre Jungen zur Welt gebracht. Vier neugeborene Viperchen krochen durchs Geröll. Zwei Weibchen hatten sich bereits gehäutet, während zwei Männchen gerade im Begriff waren, mit der Häutung zu beginnen.

 

Drei der Jungtiere konnte ich fotografieren und bin gespannt, ob ich sie in einigen Jahren vielleicht irgendwo in ihrem Lebensraum wieder antreffen werde.

Auf einer weiteren Exkursion am 10. September 2017 im westlichen Schweizer Jura fanden wir nur noch ein einzelnes trächtiges Vipernweibchen, dafür auf wenigen Quadratmetern in einer kleinen Blockhalde insgesamt 13 neugeborene Aspisvipern. Wir kraxelten äusserst behutsam durch das Geröll, um nicht irgendwo auf einen der kaum 20 cm messenden Winzlinge zu treten.