Nordost-Griechenland 2017

Nach 2009 und 2012 zog es mich dieses Jahr zum dritten Mal in den Nordosten Griechenlands. Mein besonderes Interesse galt vor allem der überaus reichhaltigen Herpetofauna dieser Region Griechenlands. Von den nördlichsten Inseln und der Küste der Ägäis bis hinauf in die Berge der Rhodopen bieten verschiedene Habitattypen über 40 Amphibien- und Reptilienarten Lebensraum. Durch die geografische Lage Thrakiens ergibt sich eine interessante Mischung aus mediterranen, osteuropäischen und kleinasiatischen Faunenelementen. Neben imposanten Nattern wie der Kaspischen Pfeilnatter (Dolichophis caspius) und der Östlichen Vierstreifennatter (Elaphe sauromates) lebt hier auch die grösste Vipernart Europas, die Bergotter (Montivipera xanthina).

 

Ein Novum auf dieser dritten Reise in den "wilden Osten" Griechenlands war ein einwöchiger Aufenthalt auf der Insel Samothraki, zusammen mit dem Biologen Ilías Strachínis aus Thessaloniki. Die nach Thassos zweitnördlichste Insel der Ägäis wurde bisher herpetologisch noch ungenügend erforscht und konnte entsprechend mit einer kleinen Überraschung aufwarten (siehe unten).

Highlights

In der Umgebung Thessalonikis

Bereits einen Steinwurf entfernt von Thessaloniki, der zweitgrössten Stadt Griechenlands, trifft man im westlich an die Metropole anschliessenden Hügelland auf eine reichhaltige Herpetofauna. Am 9. und 22. April 2017 besuchte ich zwei kurz vorher auf Google Earth spontan ausgesuchte Gebiete zehn Kilometer südwestlich Thessalonikis. Trotz relativ kühler Temperaturen konnte ich dort in kurzer Zeit acht Reptilienarten beobachten, einschliesslich des Harduns (Laudakia stellio daani) und der Wurmschlange (Xerotyphlops vermicularis).

SamoThraki

Auf Samothraki kommen knapp zwanzig Amphibien- und Reptilienarten vor. Die Populationsdichten der meisten Arten sind relativ gering und viele Habitate sind schwer zugänglich. Zusammen mit Ilías Strachínis aus Thessaloniki gelang mir der Erstnachweis des Laubfroschs auf dieser Insel (wird nächstens publiziert). Noch ungewiss ist, ob es sich bei den Laubfröschen Samothrakis um Hyla arborea oder Hyla orientalis handelt.

 

Das Wetter auf Samothraki war uns günstig gestimmt. Wir konnten fast die gesamte Herpetofauna der Insel nachweisen. Für Wunschkandidat Nummer 2, die Münzennatter (Hemorrhois nummifer), die hier vermutlich ihr nördlichstes Vorkommen in der Ägäis hat, war es in der ersten Aprilhälfte wohl noch etwas zu früh. Auch die Sandotter (Vipera ammodytes meridionalis, Kandidat Nr. 1.) konnten wir leider nicht bestätigen. Bisher bestehen nur vage Angaben in einigen herpetologischen Publikationen und recht glaubwürdige Aussagen Einheimischer über ein Vorkommen dieser Vipernart auf Samothraki. Geeignete Habitate in mehreren Regionen der Insel suchten wir wiederholt ab, ohne fündig zu werden.

DER NÖRDLICHE TEIL DER INSEL

Die nördliche, feuchtere Hälfte Samothrakis wird von vielen Schluchten und Bächen durchzogen, an welchen riesige, Jahrhunderte alte Orientalische Platanen (Platanus orientalis) wachsen. Entlang der Küste und an Flussmündungen gibt es einige Sumpfgebiete. Dichte Wälder bedecken die schattigen Nordhänge.

Das reichhaltige Mosaik unterschiedlicher Lebensräume fördert eine artenreiche Herpetofauna. Entlang der Wasserläufe im nördlichen Samothraki erreichen verschiedene Reptilienpopulationen lokal auch grössere Populationsdichten. Leider sind viele Gebiete von den allgegenwärtigen Ziegen und Schafen komplett überweidet und verkommen durch die aus der Übernutzung resultierenden Erosion zu leblosen Steinwüsten.

DER SÜDLICHE TEIL DER INSEL

Während der flache Südwesten der Insel grösstenteils landwirtschaftlich genutzt wird, liegt der Süden Samothrakis im Regenschatten des 1'600 m hohen Fengari-Massivs und zeigt sich deshalb viel trockener als der Rest der Insel. Die Reptilienfauna ist hier mediterraner geprägt als im Norden und die vorkommenden Echsen- und Schlangenarten besiedeln die mehrheitlich trockenen Habitate in weit geringerer Dichte als im Norden.

Neben einigen Kaspischen Zornnattern fanden wir im Süden Samothrakis auch eine einzige, männliche Bergotter.

Östliches Thrakien

Diese touristisch wenig erschlossene Region Griechenlands bietet vor allem Naturfreunden sehr viel. Das Evrosdelta an der Grenze zur Türkei ist ein Eldorado für Ornithologen. Weiter nördlich, in der Gegend um Dadiá, lassen sich weitere Vogelarten beobachten. Erwähnenswert sind vor allem die hier vorkommenden Geierarten (Mönchs-, Gänse- und Schmutzgeier) sowie unzählige andere Greifvogelarten. In den ausgedehnten und dünn besiedelten Wäldern der Rhodopen an der Grenze zu Bulgarien leben noch Wölfe und Bären, die man aber kaum zu Gesicht bekommt. Immerhin konnte ich eine wunderschöne Wildkatze (Felis silvestris) für einen kurzen Moment aus nächster Nähe bewundern.

 

Leider war das Wetter Mitte April 2017 in Thrakien oft recht kühl und regnerisch. Entsprechend konnte ich nur wenige der in den Bergregionen vorkommenden Amphibien- und Reptilienarten beobachten und beschränkte mich vor allem auf die in der wärmeren Küstenregion lebenden Arten. Bedingt durch die ungünstigen Witterungsbedingungen kam vor allem das Fotografieren der verschiedenen Echsenarten, die Thrakien bewohnen, zu kurz. Das herpetologische Highlight war der Fund einer 155 cm messenden östlichen Vierstreifennatter (Elaphe sauromates), haben doch viele Freunde und Kollegen diese prächtige Natter bisher trotz intensiver Suche leider nur als überfahrene Strassenopfer gesehen. Überall traf ich auf die gebietsweise noch sehr häufigen Landschildkröten (Testudo hermanni boettgeri und Testudo graeca ibera). Die Bergotter (Montivipera xanthina) ist in Thrakien in verschiedenen Regionen die häufigste Schlangenart und ich konnte ein gutes Dutzend dieser prächtigen Vipernart beobachten.

Die nachfolgende Liste umfasst sämtliche vom 9. bis 22. April 2017 in Nordostgriechenland beobachteten Amphibien- und Reptilienarten.

 

Bergotter, Montivipera xanthina

Schlanknatter, Platyceps n. dahlii

Kaspische Zorn- oder Pfeilnatter, Dolichophis caspius

Östliche Vierstreifennatter, Elaphe sauromates

Balkan-Ringelnatter, Natrix n. persa

Würfelnatter, Natrix t. tessellata

Wurmschlange, Xerotyphlops vermicularis

Scheltopusik, Pseudopus a. thracius

Hardun, Laudakia s. daani

Türkischer Halbfingergecko, Hemidactylus t. turcicus

Östliche Smaragdeidechse, Lacerta v. meridionalis

Riesensmaragdeidechse, Lacerta t. trilineata

Riesensmaragdeidechse, Lacerta t. dobrogica

Mauereidechse, Podarcis m. muralis

Taurische Mauereidechse, Podarcis t. tauricus

Ägäische Mauereidechse, Podarcis e. riveti (unsichere Beobachtung)

Europäische Sumpfschildkröte, Emys o. orbicularis

Balkan-Bachschildkröte, Mauremys rivulata

Maurische Landschildkröte, Testudo g. ibera

Griechische Landschildkröte, Testudo h. boettgeri

 

Laubfrosch, Hyla arborea/orientalis (Art noch genau zu bestimmen, Publikation folgt)

Kleinasiatischer Seefrosch, Pelophylax bedriagae

Seefrosch, Pelophylax ridibundus

Gelbbauchunke, Bombina v. scabra

Erdkröte, Bufo bufo ssp.

Wechselkröte, Bufo (Bufotes) viridis

Griechischer Teichmolch, Lissotriton v. graecus

 

 

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