Costa Rica 2016

Greifschwanz-Lanzenotter (Bothriechis schlegelii), Jungtier, Cahuita
Greifschwanz-Lanzenotter (Bothriechis schlegelii), Jungtier, Cahuita

Unsere fünfte Costa Rica-Reise vom 22. Oktober bis 12. November 2016 führte uns in den Nordwesten und Norden des Landes und an die südliche Karibikküste. Wir beschränkten uns auf weniger Regionen als auf den ersten vier Reisen, konnten uns dafür aber einzelne Gebiete etwas genauer und vor allem entspannter ansehen. Insbesondere bezüglich Schlangen zahlte sich unsere Reiseplanung aus, sahen wir doch in drei Wochen gut doppelt so viele dieser Reptilien als auf früheren Reisen.

Rincón de Cacao (Berna tica)

Spinne (Leucauge sp.)
Spinne (Leucauge sp.)

Am 22. Oktober 2016 kommen wir abends nach einer über zwanzigstündigen Reise hundemüde im Berna Tica in einem Aussenbezirk (Rincón de Cacao) von Alajuela an. Dora Schenk vom Berna Tica ist wie immer unsere erste Anlaufstelle in Costa Rica. Bei Dora ist jede Ankunft ein Nach-Hause-kommen. Ein Ort wie geschaffen, um auf Ferientempo runterzufahren, Tratsch auszutauschen und die neusten News über Ticolandia "uf bärndütsch" (auf berndeutsch) präsentiert zu bekommen.

 

Wenn auch der weitläufige Garten des Berna Tica für einen eingefleischten "Wildnis-Fan" etwas zu zahm und aufgeräumt erscheint, lassen sich doch viele Vögel, Eichhörnchen, Fledermäuse, Schwarzleguane (Ctenosaura similis), Geckos und bizarr geformte und gezeichnete Spinnen- und Wanzenarten beobachten. Die üppige Vegetation im Garten stimmt uns auf die drei nächsten Wochen in Savannen, Trockenregenwald und wechselfeuchten/immerfeuchten Tieflandregenwäldern ein.

Guanacaste

Mantelbrüllaffen (Alouatta palliata), Weibchen mit Jungtier
Mantelbrüllaffen (Alouatta palliata), Weibchen mit Jungtier

Drei Tage verbringen wir bei Agi und Guido Sutter auf der Finca Cañas Castilla bei La Cruz, wenige Kilometer südlich der nicaraguanischen Grenze. Es ist trocken und heiss in Guanacaste, da die Regenzeit nicht allzu viel Niederschlag brachte. Entsprechend ist die Suche nach Amphibien und kleineren Reptilien schwierig. Dafür faszinieren uns die prächtigen Grossechsen wie Grüner Leguan (Iguana i. rhinolopha), Schwarzleguan (Ctenosaura similis) und Helmbasilisk (Basiliscus basiliscus) umso mehr. Da der Wald auf der Finca nicht so dicht ist, lassen sich auch die zwei hier häufig vorkommenden Affenarten, der Mantelbrüllaffe (Alouatta palliata) und der Klammeraffe (Ateles geoffroyi) ausgiebig beobachten. Im Parque Nacional Santa Rosa ist die Fahrpiste an die Playa Naranjo gesperrt, so dass sich die interessantesten Gegenden dieses Nationalparks leider nicht besuchen lassen.

Laguna del Lagarto Lodge

Stirnlappenbasilisk (Basiliscus plumifrons), Männchen
Stirnlappenbasilisk (Basiliscus plumifrons), Männchen

Bereits zum fünften Mal besuchen wir die Laguna del Lagarto Lodge ganz im Norden Costa Ricas. Hier hatten wir 2010 erstmals costa-ricanische Regenwaldluft geschnuppert und schliesslich im Januar 2012 symbolisch ein Stück Regenwald mit einer Fläche von 20 Aren gekauft. Das Schutzgebiet der Lagarto Lodge und die Gegend von Boca Tapada bis Boca San Carlos bieten zwar keine spektakulären Vulkane oder noch grossflächig unberührte Regenwälder wie andere Regionen Costa Ricas. Vielmehr wechseln Kulturflächen mit relativ naturbelassenen Ländereien ab. Grössere noch bestehende Waldflächen wurden unter Schutz gestellt (z.B. Refugio de Vida Silvestre mixto Maquenque), lassen jedoch eine reglementierte sanfte Nutzung der geschützten Flächen zu. Sowohl ornithologisch wie herpetologisch bietet diese Ecke Costa Ricas Einiges. Aber auch was Säugetiere, Insekten, Spinnen, Orchideen, Bromelien usw. angeht, kommt man hier nicht zu kurz. Mit Glück findet man im Lagarto-Regenwald eine der unglaublich gut getarnten Tamagás (Stülpnasenlanzenotter, Porthidium nasutum). Entlang der Altwasser, die sich mit Kanus erkunden lassen, findet man mit dem "richtigen Blick" und mit etwas Glück prächtige Stirnlappenbasilisken (Basiliscus plumifrons), die bei einer (vermeintlichen) Gefahr wie kleine, auf den Hinterbeinen laufende Saurier über das Wasser flüchten. Deshalb auch ihr Name "Jesus-Christ-Lizard". Leider nur Spuren sahen wir bisher von Mittelamerikanischen oder Baird's Tapiren (Tapirus bairdii), die öfter mal in den Altwassern rund um die Lodge baden sollen.

La Selva

Greifschwanz-Lanzenotter (Bothriechis schlegelii), Jungtier in seinem Lebensraum
Greifschwanz-Lanzenotter (Bothriechis schlegelii), Jungtier in seinem Lebensraum
La Selva. Der Name dieser Forschungsstation war wohl das Erste, was ich vor Jahrzehnten mit Costa Rica in Verbindung brachte. Verschiedene Reportagen über die Vielfalt in diesem 16 Quadratkilometer umfassenden Schutzgebiet hatten mich damals in ihren Bann gezogen. Die Entdeckungen in der Kronenregion, die erst durch das damals revolutionäre System aus Seilen und Beobachtungsplattformen des Forschers Donald Perry möglich wurden, eröffneten Einblicke in eine Vielfalt von Pflanzen und Tieren, die dem menschlichen Auge bisher verborgen geblieben war. La Selva grenzt im Süden an den über 500 Quadratkilometer grossen Parque Nacional Braulio Carrillo und ist wohl eines der artenreichsten Gebiete ganz Costa Ricas. Während eineinhalb Tagen erkunden wir verschiedene Ecken von La Selva und sind begeistert über die hier vorkommende Tier- und Pflanzenwelt. Die andernorts sehr scheuen Pekaris (Tayassu tajacu) tummeln sich sogar zwischen den Gebäuden der Forschungsstation. Es freut uns besonders, in nur eineinhalb Tagen sechs Schlangen beobachten zu können.

Cahuita und Umgebung

Rotaugenlaubfrosch (Agalychnis callidryas)
Rotaugenlaubfrosch (Agalychnis callidryas)

Nach fast zwei Wochen in Costa Rica ist man angekommen, tranquilo, hat sich dem hiesigen Tagesablauf angepasst und geniesst ¡Pura vida!. Fährt man jetzt nach Cahuita an der Karibikküste, schaltet man locker nochmals zwei Gänge runter. Reggae- und Karibikfeeling sind angesagt, man lebt auch hier ¡Pura vida!, aber etwas gemächlicher als im Rest des Landes. Ob es wohl deshalb so viele zutrauliche Tiere in dieser Ecke Costa Ricas gibt? Sowohl der Parque Nacional Cahuita wie das Schutzgebiet Gandoca-Manzanillo, die Regenwälder rund um Bribri, der Río La Estrella, aber auch Fincas mit Sekundärwald und diverse private Reservate bieten äusserst interessante Ziele für jeden Naturfreund. Auch rund um einige einfache, aber sehr sympathische Touristenunterkünfte (z.B. Cabinas Iguana an der Playa Negra) lässt sich eine unglaubliche Vielfalt an Flora und Fauna beobachten. Die südliche Karibikküste Costa Ricas ist auch eine der wenigen Gegenden im Land, wo man täglich mehrere Schlangen antreffen kann; eine Seltenheit in tropischen Regionen.

Fotos der ersten vier Reisen findest Du durch Anklicken des Buttons unten.

¡Pura vida!